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Dave Tarras

   

Dave Tarras

“The career of Dave Tarras is the historyof the Yiddish-American culture.” Dave Tarras ist der erfolgreichste Klarinettist der aschkenasischen Musik in den USA vor dem Klezmer-Revival. Seine besondere Spielweise beeinflußte und veränderte die Klezmer-Musik im Laufe seiner Karriere nachhaltig. Er erreichte als Komponist, als Solist in Orchesterböden der jiddischen Theater oder im Aufnahmestudio, sowie als Begleiter fast aller bekannten Stars bei Konzerten oder Aufnahmen, und schließlich als langjähriger Solist im Radio einen einzigartigen Bekanntheitsgrad.

Sein Vater, der selbst ein bekannter chassidischer Geiger war, hatte ihm seit seinem neunten Lebensjahr Unterricht zuerst auf der Mandoline und später auf der Flöte gegeben, und ihm das Notenlesen beigebracht. Erst einige Jahre später wechselte er zu seinem Hauptinstrument, der Klarinette. Im Alter von vierundzwanzig Jahren kam er 1921 aus seiner Heimat in Bessarabien nach Amerika und änderte seinen Geburtsnamen Dovid Tarraschuk in das amerikanischer klingende Dave Tarras um. Seine steile Karriere begann er im jiddischen Theater, wo er mit seinem “hot clarinet style”erste große Erfolge erlangte. Aufgrund seiner Fähigkeit fließend vom Blatt zu spielen, lernte er schnell das Theaterrepertoire, die amerikanischen Hits und neue Kompositionen. Er konnte dadurch überall eingesetzt werden. Sein guter Name als Musiker wurde durch sein makelloses Auftreten und seine Zuverlässigkeit noch verstärkt. Die großen Komponisten und Orchesterleiter engagierten ihn, und er wurde bald der bevorzugte Solist bei Plattenaufnahmen. Schallplatten sollten auch das Medium sein, das ihn zum bekanntesten und einflußreichsten Klarinettisten der Klezmer-Musik in Amerika machte.

    “From the first or second time he went into the studio, his name already appeared on the label, even though he was doing ensemble work. If he got 16 measures, he got his name on the label, very few people got that and certainly not that quick.” (Interview Sapoznik)

Wie von allen Klarinettisten wurde damals schließlich auch von Tarras erwartet, daß er das zu der Zeit sehr populäre Tenorsaxophon lernte. Doch auch für ihn wurde das Saxophon nie eine Stärke. Der Klang seiner Klarinette hingegen entsprach genau dem Musikgeschmack seiner Zeit. Er hielt sich in der Ornamentierung seiner Stücke zurück, bevorzugte das Legato und einen klaren, von manchen schon nahezu als unemotional bezeichneten Stil.

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    “Dave Tarras was not trying to sound like anyone from an earlier generation. It wasn’t his intention to evoke an older form of playing. It was his intention to play something which was relevant to him as an individual who understood the form and was playing the music for himself.” (Interview Sapoznik)

In den dreißiger und vierziger Jahren komponierte er eine Reihe von Bulgars, in denen er zeitgenössischen Geschmack und Elemente verschiedener Tänze miteinander vermischte. Dadurch spielte er eine wichtige Rolle in der Übergangszeit vom traditionellen Klezmer-Stil in einen amerikanischen. Seine Platten wurden für viele Klezmorim der ersten und zweiten Generation nach der Einwanderung zu Vorbildern. Man kaufte sie, lernte die neuen Stücke und versuchte den allgemein so erfolgreichen Stil zu kopieren.

Nach den fünfziger Jahren fand Tarras vor allem im Radio, in den Hotels der Catskills Berge und bei Hochzeiten mit seinem vielseitigen Können Arbeit. Er nahm weiterhin einige Platten auf. Auch bei den griechischen und polnischen Nichtjuden war er beliebt und spielte unter Pseudonymen wie D.Taraski und Alexander Negru für sie Platten ein. In den sechziger Jahren setzte er sich schließlich zur Ruhe. In den siebziger Jahren wurde er von den Revivalisten Zev Feldman und Andy Statman wiederentdeckt, feierte sein Comeback und nahm 1979 noch einmal eine letzte Platte auf. 1984 erhielt er für seine musikalischen Leistungen vom “National Heritage Fellowship” eine Auszeichnung für sein musikalisches Lebenswerk. Im Jahre 1989 endete das lange und für die amerikanische Entwicklung der Klezmer-Musik bedeutsame Leben von Dave Tarras.

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