Virtual Klezmer

Francois Lilienfeld & Grine Bleter
Schpil dos lidl

(Besprechung: Andreas)

Francois Lilienfeld & Grine Bleter – Schpil dos lidl (1999)

Francois Lilienfeld gründete 1995 das Trio Grine Bleter. Dies ist die zuletzt erschienene CD von Francois Lilienfeld. Die Direktaufnahmen dieser Platte wurden vom 12.-14. April 1999 im Salle des Synodes in Narbonne/Frankreich aufgenommen.

Die Besetzung:
Francois Lilienfeld – Gesang, Akkordeon, Klavier, Kazoo, Handtrommel
Flora Thalassa – Violine, Klavier, Gesang
Ludovit Kovác – Cymbalom

 

Lieder:

  1. Ale brider ( 3:58 )
  2. Lomir tserlech sayn ( 3:31 )
  3. Calasarii ( 3:17 )
  4. Schnirele perele ( 4:05 )
  5. Moldavische hora ( 12:15 )
  6. A bloer nign ( 4:33 )
  7. Schpil-ze mir a lidele in jidisch ( 8:05 )
  8. Sirba Romaneasca ( 2:26 )
  9. Di sapozkelech ( 2:46 )
  10. Hora din caval ( 3:32 )
  11. Vander ich mir lustik ( 3:15 )
  12. Hateganá ( 6:37 )
  13. Der Rebbe Eilimelech ( 4:51 )
Lilienfeld-schpil dos lidl
 

Kommentar zu einzelnen Stücken:

Ale brider Ein bekanntes Lied im rumänischen Stil. Die Melodie dieses Liedes ist identisch mit dem Scherzlied “bay mayn rebn is gewesen”. Dieses Lied ist leider nur auf der Feidman CD “Schubert und jidische Lieder” gesungen von Katja Beer zu finden.

Lomir tserlech sayn Francois Lilienfeld sagt, er habe das Lied für die Frau geschrieben, die ihm alles bedeutet. Also eine Liebeserklärung. Ein wirklich schön gelungenes Stückchen !

Calasarii Ist ein rumänischer Tanz, der auf dem Cymbalom gespielt wird. Gefällt mir gar nicht, es fehlt die Tragik in dem Stück. Für mich ein klarer Fall: Kategorie Fahrstuhl.

Schnirele perele Ein Lied über das baldige Kommen des M´schiach (Messias). Etwas langsam und nachdenklich; ist mir mit zuviel religiösem Hintergrund. Die Melodie an sich ist schön.

Moldavische Hora Besteht eigentlich aus vier verschiedenen Teilen. Moldavische Hora, Belf´s chosidl, Kiever bulgar, Nikolayever bulgar. Belf´s chosidl hatten die Grinen Bleter von einer 1908 aufgenommenen Platte gelernt. Die Herkunft der restlichen Stücke ist nicht bekannt. Das ganze geht nur schleppend voran, es ist ja auch über 12 Minuten lang. Erst ab dem Kiever bulgar fängt die richtige Musik an, der Rest schleicht vor sich hin. Nicht sehr spektakulär.

A bloer nign Dieser Nigun im chassidischen Stil wurde 1996 für das Jiddisch-Festival in Fürth von Francois Lilienfeld geschrieben. Er hat so gut wie keine instrumentale Unterstützung, eigentlich gar keine. Das Stück erinnert sehr stark an Aufnahmen von dem Ensemble Klezmer ( Live in Prag ), ist aber durch die fehlenden Instrumente etwas langweilig.

Schpil-ze mir a lidele in jidisch ( A Koydonover nign ) Dieses Lied entstand wie so vieles in einem ungekannten Ghetto während des Krieges. Bei den meisten anderen Bands heißt das Lied “Sphil-ze mir tango oyf jiddisch”, so kenne ich es auch. Es ist instrumental zu schwach besetzt. Es gibt dieses Lied auch in einem Orchesterwerk von Giora Feidman, wo es wirklich gut gelungen ist. Anschließend an dieses Lied folgt ein Tisch-Nigun von Chaim Kotylanski, und der ist wirklich besser als sein Vorgänger. Wirklich schön auf dem gespielt, Cymbalom und Klavier im Wechsel.

Sirba Romaneasca Wie der Name schon besagt, eine Sirba aus dem Repertoire von Naftule Brandwein. Mit Sicherheit keine Bereicherung der CD.

Di sapozkelech Wieder ein bekanntes Stück. Hier als Hora gespielt, schön gesungen, insgesamt interessant. Gibt es allerdings auch von der Klezmer Conservatory Band, mit viel Getöse.

Hora din caval Ist eigentlich keine Hora, und der Caval ist eine Hirtenflöte aus Rumänien und Bulgarien, die hier durch eine Violine imitiert wird. Ein Tanz mit Highspeed Violine, sicherlich extrem zu spielen, aber zu abstrakt.

Vander ich mir lustik Ist die Geschichte vom Schlimaslnik (Pechvogel) zu der Prince Nazaroff den Text zu dieser russischen Volksmelodie geschrieben hat. Mit Sicherheit das mit Abstand schönste Stück der Platte. Ein launischer Text mit einer wunderbaren Melodie. Es erinnert etwas an “Jidl mitn Fidl” das aber hiermit nichts zu tun hat. Spitze !!!

Hategana, Grine bleter, tsweyter Odessa bulgar Drei Zigeunermelodien wirklich schön gespielt. Der tsweyter Odessa bulgar ist klasse, es gibt auch den ersten, der ist auf der CD “a krants scheyne lidlech” von Francois Lilienfeld. Eines der schönsten Stücke (damit sind alle drei gemeint) der CD, die man nicht beschreiben kann, man muß sie gehört haben.

Rebe Eilimelech Ist so ziemlich das einzige Lied, das fast jede Band spielt, und sich bei allen gleich anhört. Irgendwann kann man es nicht mehr hören.

Fazit:
Genauso wie ich mich auf die CD gefreut habe war ich auch enttäuscht. Ich denke, dass die Platte leicht instrumental entgleist ist, zumindest was den Einsatz der Instrumente angeht. Auch wenn es sich vorwiegend um gesungene Lieder handelt, sollten die Instrumente den Liedern eine gewisse Fülle verleihen. Bei einigen Liedern steckt zu wenig Musik dahinter, völlig verschieden dagegen die Platte “a krants scheyne lidlech” die absolute spitze ist. Hervorzuheben ist der Titel Nr. 11 den ich wohl jetzt zu meinen Lieblingsliedern zählen kann. Dies alleine macht aber keine gute Platte aus. Also eher Kategorie: seltsam aber nicht schlecht.

Bewertung:
3-gut

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