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Gregori Schechter´s Klezmer Festival Band
Echoes of the Shtetl

(Besprechung: Andreas)

Gregori Schechter´s Klezmer Festival Band - Echoes of the Shtetl (1993)

Die erste CD der Gregori Schechter´s Klezmer Festival Band aus dem Jahr 1993 ist ohne Zweifel die beste Scheibe der Festival Band. Eine CD, die mit den Aufnahmen späterer Jahre kaum zu vergleichen ist. Warum nur...

Die Besetzung:
Gregori Schechter - Klarinette Saxophon
Stewart Curtis - Saxophon, Klarinette, Flöte
Dovid Korn - Tuba
Paul Jayasinha - Trompete, Flügelhorn
Erran Baron Cohen - Keyboard
Ronnie Gee - Gitarre
Eli Israeli and Hands Ferrao - Schlagzeug

 

Lieder:

  1. 7:40
  2. Nakht in gan eydn
  3. Hamentaschen
  4. Sirba
  5. Nigun
  6. Grigun, Warsaw Freylekhs
  7. Ot azoy
  8. A tentsl far di mekhutonim
  9. Russian medley
  10. Balkan medley
  11. Bay mir bistu sheyn
  12. Di grine kuzine
  13. Papirosn
 

Kommentar zu einzelnen Stücken:

1. 7:40
Schönes und bekanntes traditionelles Stück. Sehr schön umgesetzt, obwohl mir Brass nicht immer gefällt. Tolles Arrangement, typischer Rhythmus mit unaufdringlichen Blechbläsern. Eines der schönsten Stücke der Platte.

2. Nakht in gan eydn
Die Nacht im Garten Eden ist ein typisches Brass Stück, auch von Mitch Sauer und Schnaftl Ufftschik zu hören. Nicht zu hektisch mit schnellem Rhythmus, sehr schön anzuhören.

3. Hamentaschen
Schräges Stück, eigentlich gesungen. Ein paar wenige Versionen über das dreieckige Gebäck zu Purim gibt es noch von Aaron Saltiel und Yaacov Shapiro. Ein fröhliches Stück mit sehr schrägen Tönen, schnell und langsam im Wechsel. Interessant gemacht.

4. Sirba
Virtuose schnelle Sirba im 2/4 Takt mit rumänischer Melodie. Gregori Schechter besticht hier auf der Klarinette - schön, sauber und schnell.

5. Nigun
Stampfender Nigun mit bekannter Melodie, orientalisch angehaucht. Gefällt mir ausgesprochen gut, tolle Improvisation mit Blechbläsern. Auch eines der schönsten Stücke auf der Platte.

6. Grigun und Warsaw Freylekhs
Soll für Gregori´s Nigun stehen. Zweiteiliges Stück. Der erste Teil ist der Grigun. Ein etwas wirrer und langsamer Nigun, nicht unbedingt mein Geschmack. Die Varshaver freylekhs entschädigen dafür. Sehr schnell und filigran gespielte Freylakhs auf der Flöte mit Unterstützung des Bläserensembles. Wirklich toll gespielt.

7. Ot azoy
Sehr bekannte Melodie, endlos oft zu hören in den verschiedensten Versionen. Die bekannteste Version ist des Stückes "ot azoy, git azoy" gibt es natürlich von der Ot Azoy Klezmer Band und auch von der Boybriker Kapelle. Das Stück erinnert zum Teil an Stil von Kapelye, die das Stück ebenfalls in ihrem Repertoire haben. Die Klarinette dominiert sehr stark bei dieser Version, ist aber nicht zu schrill. Ein nettes brassiges Stück, gefällt mir auch ganz gut.

8. A tentsl far di mekhutonim
Der Tanz für die Schwiegereltern ist auch unter einem anderen Namen bekannt (fällt mir aber gerade nicht ein). Schön gespielt, gefällt mir persönlich aber nicht.

9. Russian meldey
Sehr langes Medley von Gregori Schechter. Russische Melodien, beginnend mit einem etwas längerem Flötenstück, dann schwenkt das Stück in einen schnellen stampfenden Marsch um. Sehr schön arrangiert, gefällt mir ausgesprochen gut. Es folgt eine fröhliche russische Melodie in ähnlichem Rhythmus wie das Vorgängerstück, anschließend eine sehr getragene Melodie. Danach eine Melodie, die ich nicht zuordnen kann. Gleich darauf eine der bekanntesten russischen Melodien. Korobushka - ein bekanntes russisches Traditional. Man möge es mir nachsehen, aber es ist auch die Melodie des Tetris-Spiels auf dem Gameboy (wissen wohl die Wenigsten). Eigentlich gibt es dieses schöne Liebeslied auch gesungen, aber leider nur selten. Auf yiddish gab es nur eine Version von Irina Fogelson, ist aber auch eher unbekannt. Ansonsten ist das wunderschöne Stück verschwunden. Das Medley endet mit einer sehr schnellen russischen Melodie. Ein selten schönes Medley.

10. Balkan Medley
Kürzeres Medley aus verschiedenen Melodien. Beginnend mit einem sehr langsamen, eher unmelodischen Stück. Es folgt ein schnellerer Tanz, vermutlich ein rumänisches Stück. Darauf mehrere ähnlich klingende Stücke. Insgesamt schön gespielt, aber nicht so spektakulär wie das russische Medley.

11. Bay mir bistu sheyn
Ohne Zweifel eines der bekanntesten jüdische Stücke. Sholom Secunda schrieb die Melodie zu dem Text von Jacob Jacob. Ein wunderbarer Klassiker, im Stil der 20er Jahre gespielt. Die Blechbläser prägen das Stück entsprechend - einfach super.

12. Di grine kuzine
Hier als Medley gespielt. Es gibt viele Versionen der grinen kuzine, je nachdem wie das Stück gespielt wird. Ich vermute, das Medley hier ist von Abe Shvarts und Yakov Leyzerovits.

13. Papirosn
Sicher das bekannteste Stück von Leyb Rozenthal und Misha Veksler. Schön gespielt, normalerweise gesungen mit traurigem Text.


Fazit:
Eigentlich bin ich auf Gregori Schechter nie so gut zu sprechen, da ich von ihm schon Aufnahmen gehört habe, die zwischen schlecht und furchtbar schwanken. Mit Brass kann man mich eigentlich auch jagen. Trotzdem finde ich diese erste Platte der G.S. Festival Band eine wirklich tolle Scheibe. Der stampfende Rhythmus der Blechbläser gefällt mir, die unaufdringliche Spielweise der sonst so lauten Instrumente ist sehr schön. Bei vielen Stücken ist förmlich zu erkennen, dass sie mit den gegebenen Instrumenten sehr schwer zu spielen sind. Auch die sehr langen Medleys sind abwechslungsreich und virtuos.
Die Platte hatte ich vor Jahren gekauft und nach dem ersten Anhören gleich abgelegt. Das war wohl ein Fehler, man muss sie schon öfters hören, um daran Gefallen zu finden. Je öfters ich sie anhöre, um so besser gefällt sie mir. Eine wirklich schöne CD mit interessanten Improvisationen. Es ist nicht der Gregori Schechter, den ich bisher gehört habe.
Das Booklet hätte man auch weglassen können, so nichtssagend ist es. Informationen zu Liedern sucht man vergebens in dem einseitigen Inlay.


Bewertung:
Interpretation
Virtuosität
Spielfreude
Aufmachung

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