Kommentar zu einzelnen
Stücken:
Klezdrix ist eine Variation
des Stückes Glatter Bulgar und eine Neuinterpretation
eines Stückes Africa Bulgar (Klezmer
Madness). Es ist ein äußerst anstrengendes
Stück. Für jemanden, des sich nicht schon ein
wenig mit radical Klezmer auseinandergesetzt
hat nahezu unhörbar. Es beginnt gemäßigt und
dreht zum Ende stark ab. Zweifelhaft.
Mit dem Stück Klezmer à la Bechet
möchte Krakauer dem großen Sidney Bechet wieder
mal ein Denkmal setzen (wie schon auf Klezmer,
NY). Oder wie Susan
Bauer in ihrem Buch schrieb „David Krakauer
macht in seiner Komposition ein virtuoses Treffen
der beiden Klarinettisten Naftule Brandwein
und Sidney Bechet im Manhattan der 20er Jahre
hörbar“. Die vorliegende Version klingt
voller (auch gehaltvoller), erwachsener als
die Version aus der CD „Klezmer, NY“, ist weniger
Rhythmusbetont, komplexer und auch – schwieriger
zu hören.
In A New Hot One hält sich
David nur schwer in Schranken (wie ein gefangener
Tiger). Es ist eine, wie er selber schreibt,
umgedrehte Version des Klassikers a Heyser
Bulgar. Besonders hervorzuheben ist das
ausgezeichnete Schlagzeugsolo von Kevin Norton.
Ein ganz virtuoses Stück!
David trällert auch in der Eigenkomposition
Krakow Doina was das Zeug hält. Auch
dieses Stück kein Ruhepunkt nach den vorhergehenden
Anstrengungen.
Nahtlos schließt sich das Tanzstück
The Russian Shers an. Quasi erinnert
sich Krakauer an die Zeit, als er noch mit den
Klezmatics unterwegs war (siehe deren
erste CD Shvaygn
= Toyt ).
Love Song from Lemberg/ Lvov
beginnt mit einem ruhigen, sehr schönen Accordeon
–part. Eine Homage an die Geburtsstadt von Krakauers
Großvater; auch hier kann er es nicht bei der
schönen Melodie belassen. Selbst diese Harmonie
schlägt Blasen. Meiner Ansicht nach einer der
Höhepunkte der CD.
Nine, Nine, Ninety-Nine Khosid
und Bulgar-Variationen. Melodieinstrumente:
Klarinette, Accordeon und gelegentlich el. Gitarre.
In dieses Stück muß man sich reinhören.
lower case e ist eine schnelle
romantische Ballade, eine Reinterepretation
einer alten rumänischen Melodie.
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Sirba schneller Tanz.
A Simcha Gone Mad Medley
- Miserlou mauserte sich in der
letzten Zeit zu einem der beliebtesten
und oft gespielten Stücke aus dem jüdischen
Repertoire. Die vorliegende Version hat
nur noch wenig mit dem zu tun, was man
etwa von Dick Dale and the Daletones kennt.
Die Gitarre wurde zugunsten der Klarinette
stark in den Hintergrund gestellt. Eines
der besten Stücke der CD.
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Fazit:
Wie bereits die vorhergehenden Aufnahmen
Krakauers fällt einem auch diese CD nicht in
den Schoß. Die muß man sich schwer erarbeiten.
Es ist anstrengede, sehr virtuos interpretierte
und gespielte radikale neue Klezmer-Musik –
wenn auch mit unverkennbaren Wurzeln. Daß Krakauer
ein begnadeter Klarinetten-Spieler ist und für
diese CD weitere sehr gute Musiker um sich geschart
hat, macht die CD zu einem leuchenden Mosaikstein
modernen Klezmers. Potentielle Hören seien aber
gewarnt: Keine leichte Kost sondern hohe Kunst
(mit allen Vor- und Nachteilen).
Die Liner-notes enthalten kurze Erläuterungen
zu den Stücken in Französisch und Englisch.
Über das Design kann man sich streiten (siehe
Cover).
Bewertung:
Interpretation
Virtuosität
Spielfreude
Aufmachung
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