Kommentar zu einzelnen
Stücken:
1. Sarba miracinae
Auftakt ist eine schnelle alte Sirba von Joseph
Moskowitz, hier von Art Bailey auf dem Piano
gespielt. Sehr virtuoses Spiel und schön
arrangiert.
2. Sholem tants
Der Tanz von Frieden wurde von Abe Ellstein
geschrieben und 1949 erstmals von Semyour Rechtzeit
gesungen. Mit gewohnt schöner Stimme singt
Judy Bressler dieses Lied im alten typischen
KCB Stil.
3. A glezele yash
Sehr schönes Trinklied nach dem Text von
Josef Kerler und der Musik von Vladimir Shainsky.
Für die KCB ein ungewöhnliches Stück.
Sehr minimalistisch arrangiert, schön gesungen
von Jeff Warschauer. Den Text zu diesem Lied
ist in unserer Liedertext-Rubrik
zu finden. Der zweite Teil des Stückes
"di kleyne printsesn" ist eigentlich
ein russischer Sher, der 1941 von Naftule
Brandwein aufgenommen wurde. Weitere wunderschöne
Versionen des ersten Teils sind u.a. von Aufwind
auf der Platte "Gassn
Singer" zu finden. Insgesamt eines
der schönsten Lieder der Platte, völlig
untypisch für die Klezmer Conservatory
Band. Hervorragend !
4. Dovidl bezetst di kale
Sehr bekanntes Stück von Dave
Tarras. Dieser Teil einer Hochzeit (der
die Braut zum weinen bringen soll) wird von
Ilene Stahl auf der Klarinette gespielt. Sehr
eindrucksvolles Spiel ! Das Stück basiert
auf einer Aufnahme von 1939. Dave
Tarras spielte damals das Stück mit
der Al Glaser´s Bukoviner Kapelye. Dann
knüpft ein schneller Khusid an (ein chassidischer
Tanz), ebenfalls von Dave
Tarras.
5. Mayn ershte vals
Eigentlich eines meiner Favoriten der Klezmatics
(Lorin Sklamberg war bis jetzt der einzige Sänger
dieses Stückes). Judy Bressler singt den
russischen Walzer "Ozidaye" auf yidish
mit dem bekannten Text von Chaim Tauber. Sehr
schöne Walzer, schön gesungen und
gespielt. Trotzdem wird der Klezmatics-Version
so schnell niemand das Wasser reichen können.
Den Text hierzu gibt es natürlich auf in
unserer Liedertext-Rubrik.
6. O Mortis
Schnelles Stück. Der griechische Tanz von
Dave
Tarras ist auch unter dem Namen "to
grikouverto" bekannt. Er wurde 1929 mit
dem Abe Schwartz Orchestra aufgenommen. Die
"original" Version von Tarras ist
auf der Platte "freylakh yidelakh"
unter dem Namen "o mortez" zu finden.
7. A fishele
Ein a capella Stück von Judy Bressler.
Sie lernte das Stück von dem Polen Israel
Hochman. In diesem Stück vergleicht Israel
Hochmann die Irrwege eines wandernden Fisches
mit denen eines Juden. Ohne Instrumente ist
das Stück schon etwas gewöhnungsbedürftig.
8. Oyfn Oyvn
Sehr altes und kurzes Liebeslied über ein
Mädchen, das stickend auf einem Ofen sitzt.
Mir fallen dabei immer die Stücke von Oksana
Soviak mit Anton Stingl ein, die dieses Stück
oft auch zum Besten gaben. Auch die unverwechselbare
Marta Schlamme hatte dieses Lied in ihrem Repertoire.
Hier jedoch wird das Stück etwas verjazzt
auf dem Piano gespielt - ohne Gesang. Hätte
man auch weglassen können. Auch unter dem
Namen "tumba tumba" war das Lied oft
zu hören.
9. Tayere malkele
Liebeslied aus den 40er Jahren von Nokhem Sternheim.
Diese Version der "lieben Königin"
basiert auf einer Aufnahme von Miriam Kreyssn
aus den 40er Jahren. Zwar schön gesungen,
gefällt mir persönlich überhaupt
nicht, da mir zu unmelodiös.
10. Khaye sho
Ergreife den Moment, ein sehr altes Stück
nach dem Text von Chaim Tauber. Swingendes Stück,
schön gesungen, erinnert an alte Zeiten.
Sehr schön arrangiert. Die einzige mir
bekannte Aufnahme gibt es noch David Eshet,
dessen Platte ich vor einigen Jahren in Israel
gefunden habe.
11. Bessarabian Breakdown
Basierend auf einer Aufnahme des I.J. Hochmann
Orchestras von 1921. Kann man nicht viel dazu
sagen. Wer von Kapelye
"Future
& Past" besitzt, der könnte
meinen er hat die falsche CD eingelegt. Zumindest
der Anfang ist nicht nur ähnlich, sondern
gleich. Der Mittelteil des Stück ist ein
eigenes Arrangement von Jim Guttmann. Sehr interessante
Version, gefällt mir ganz gut.
12. Rejoicing
Mehrteiliges Stück mit schönen Klassikern.
Rejoicing ist ein sehr schönes Meldey,
in dem sich sogar ein sehr altes Stück
von Leon Schwartz verlaufen hat. Leider fehlen
die entsprechenden Informationen hierzu auf
der CD, bzw. sind unvollständig angegeben.
Egal. Jeff Warschauer und Deborah Strauss haben
dieses Medley arrangiert. Der erste Teil ist
eine hassidische lubavitcher Melodie. Das Stück
heißt "s´iz nito keyn nekhtn"
und wird teilweise auf yidish und russisch gesungen.
Deborah Strauss spielt wunderbar auf Ihrer Violine.
Es bahnt sich Ihrer Spielweise nach ein sehr
altes Stück an. Und tatsächlich taucht
ein altes und sehr kurzes Stück von Leon
Schwarz auf. Ein Teil der Kolomeyke von Leon
Schwarz. Der hier gespielte erste Teil heißt
eigentlich "Verkhovyna" und ist nach
einer Region in den Karpaten benannt. Auf der
Platte "like a different world" von
Leon Schwartz gibt es 23 weitere Stücke
dieser Art zu hören, die sonst leider nie
auftauchen. Der letztendlich dritte Teil des
Medley´s ist das Lied "iz gekumen
der feter nosn". Ein recht bekanntes Lied,
dass mich immer wieder an die 1957 entstanden
Aufnahmen von Martha Schlamme erinnert.
13. Tif vi di nakht
Liebeslied von Abe Ellstein und Eva Franklin.
Schön gesungen, etwas zu schnulzig.
14. Dem zeydns tants
Ein zweiteiliges Stück, dass ich auch schon
von Sy
Kushner eindrucksvoll auf dem Akkordeon
gehört habe. Dem zeydns tants ist sehr
schön gespielt und nicht überladen
mit Instrumenten. Dieser griechische Tanz wurde
1949 von Dave
Tarras aufgenommen. Das zweite Stück,
der "tants istanbul" stammt ebenfalls
von ihm.
15. Sabbath Prayer
Klassische Melodie aus "fiddler on the
roof".
16. Az der rebe elimeylekh
Das sicher bekannteste Stück von Moshe
Nadir. Standard, der insgesamt nett zu hören.
Nur muss ich sagen, dass ich seit Mandy
Patinkin das Stück nicht mehr ernst
nehmen kann. Seine gigantische Version ist wegweisend.
17. Nakhes bulgar
KCB Bulgar aus dem Repertoire von Yefim Nakhes.
Fazit:
Endlich mal wieder was Neues von der Klezmer
Conservatory Band. Ich war schon gespannt, ob
sie wohl den einfacheren Stil der letzten Platte
"dance
me to the end of love" beibehalten
werden, oder wieder zu den pompösen Arrangements
zurückkehren werden. Sie haben definitiv
eine andere Richtung eingeschlagen - back to
the roots. Teilweise beinhaltet die Platte sehr
einfache, ja minimalistische Lieder, bis hin
zu a capella. Virtuos wurden bekannte Stücke
neu improvisiert, was mir zum Teil sehr gut
gefallen hat. Am schönsten fand ich "Rejoicing",
weil darin ein wirklich seltener Klassiker versteckt
war. Auch ist das Stück exzellent gespielt,
ein hervorragendes Medley. Insgesamt macht die
Platte einen schönen Eindruck. Keine Standards,
sondern gut erarbeitete Eigenimprovisationen.
Das Booklet enthält alle nötigen Informationen.
Bewertung:
Interpretation
Virtuosität
Spielfreude
Aufmachung
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